Raumgehen

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Das bewusste Gehen im Raum dient vor allem dem Aufwärmen des Körpers, der Konzentration und Aufmerksamkeits-Fokussierung auf die verbalen Hinweise durch L oder einzelne S. Außerdem fördert das Raumgehen die durch gleichzeitige verbale Hinweise gesteuerte Bewusstmachung von Bewegungsabläufen. Darüber hinaus kann es je nach Gestaltung eine unruhige Gruppe beruhigen oder eine müde Gruppe munter machen und dient der optischen Erforschung eines neuen Raums durch den ständigen, selbst bestimmten Perspektivwechsel.

Das Gehen im Raum ist prinzipiell eine fluide und damit völlig L-unabhängige Sozialform; beim Wechsel in eine andere Sozialform (Stehkreis, Gruppen, Sitzordnung o.Ä.) bestimmen die S selbst ihre jeweiligen Nachbar/innen. Dies hat selbstverständlich Vor- und Nachteile, da es pädagogisch motivierte Einflussmöglichkeiten wie beispielsweise die Erstellung einer das Singen erleichternde Mischung von eher schwachen oder guten Sänger/innen ebenso unmöglich macht wie die Vermeidung einer räumlichen Ballung „notorischen Störenfriede“ o.Ä..

Funktion des Raumgehens

Damit das Raumgehen nicht zum bloßen „Latschen“ verkommt, sollte es möglichst bewusst geschehen. So sollte die Flexibilität der Gehrichtung immer wieder (!) in Erinnerung gerufen werden: „Geht auch mal einen Schritt zur Seite oder rückwärts.“ Der sich meist rasch einstellende Bewegungskreis sollte ebenso vermieden werden (keine „Zirkuspferde“...) wie das Alltagslaufen ohne bewusste Bewegungsdynamik; zusätzlich ist für musikalische Zwecke häufig ein Gehen mit metrischen Betonungen erforderlich. Da dies in der Regel nur im Sport und beim Tanzen stattfindet, müssen die S durch verbale Hinweise immer wieder an die Funktion des Raumgehens erinnert werden. Es gilt zum einen, Körperspannungen und -verspannungen zu erspüren, die Bewegungsabläufe von den Zehen bis zur Ferse bewusst zu erkennen und evtl. zu verändern: Das, was wir tagtäglich ohne einen Gedanken „erledigen“, soll bewusster erfahren, für eine gewisse Zeit modifiziert und nach physiologischen und/oder musikalischen Gesichtspunkten gestaltet werden. Durch Bewusstmachung eines in der Regel völlig automatisierten Prozesses kann unter Umständen auch eine heilsame Verunsicherung oder gar eine – vorübergehende – Verkrampfung eintreten. Gehen im Raum ist damit für bewegungsarme S ein gut geeignetes Mittel zur Aktivierung und andererseits für unruhige S ein Mittel zur Beruhigung und Konzentration. Es darf – wie alle Prozesse des Übens – nicht Selbstzweck sein, sondern muss entweder situativ eingebettet und spielerisch umgesetzt werden oder einen klar erkennbaren musikbezogenen Zweck (z.B. im Zusammenhang mit Tanz und Bewegung) erfüllen.

Beim Finden eines gemeinsamen Gehtempos stehen neben dem Aspekt des Hörens auch gruppendynamische Aspekte im Vordergrund.

Siehe auch

Literatur

  • Terhag, Jürgen: Warmups und Spiele mit Musik. Spielerische Übungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Schott music. Mainz 2009
  • ders.: Live-Arrangement. Schott music. Mainz 2011 (i.V.)