Big Band

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Eine Big Band (oder Bigband, früher Jazz-Orchestra) ist ein ursprünglich aus der Swing-Ära (ab ca. 1920) stammendes Ensemble, das sich durch kompakte Bläsersätze und eine typische Besetzung definiert. Das stilistische Spektrum geht heute aber weit über den Swing hinaus.

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Besetzung

Heutige Big Bands sind an einer charakteristischen Besetzung zu erkennen:

Rhythmusgruppe:

  • Kontrabass oder E-Bass
  • Piano, E-Piano oder Orgel
  • E-Gitarre
  • Schlagzeug
  • eventuell Percussion

Die Rhythmusgruppe kann vielfältig durch Percussionisten, weitere Gitarristen oder Pianisten erweitert werden.

Holzbläser:

  • 1. und 2. Alt-Saxophon
  • 1. und 2. Tenor-Saxophon
  • Bariton-Saxophon

Die Saxophonisten spielen oft im Wechsel noch andere Holzblasinstrumente wie Querflöte, Klarinette, Bass-Klarinette und Sopran-Saxophone

Blechbläser:

  • 1. bis 4. Posaune oder 1. bis 3. Posaune + Bass-Posaune
  • 1. bis 4. Trompete (eventuell 5. Trompete)

Die Blechbläser sind ebenfalls variabel. Die Trompeten nutzen wahlweise auch das Flügelhorn und die 4. Posaune bzw. die Bassposaune wird je nach Literatur durch eine Tuba ersetzt.

Es gibt auch zahlreiche Literatur für Big Band und Sologesang oder Gesangsensemble.

Improvisation

Da die Big Band in ihren Ursprüngen ein Jazz-Ensemble war, hat sich hier auch die für Jazz essentiell wichtige Form der Improvisation durchgesetzt. Im häufigsten Fall wird dabei von einem Instrument über eine harmonisch und rhythmisch festgelegte Form improvisiert. Die Form ist dabei oft einem Formteil des Stücks entnommen. Weitere möglichkeiten der Improvisation in einer Big Band ist das "Battle", bei dem sich zwei oder mehr Musiker über ebenfalls eine Form improvisierend abwechseln. Der Name "Battle" kommt daher, dass diese Soli oft als Wettkampf der Solisten ausgeführt werden und am Ende der Musiker, der die virtuosesten Beiträge im Battle geliefert hat als "Sieger" das Solo beenden darf. Die echte Kollektivimprovisation, bei der alle Musiker gleichzeitig improvisieren, ist bei der Big Band hingegen sehr selten vorzufinden, da die Anzahl der Instrumente ein gegenseitiges aufeinander Hören fast unmöglich macht.

Geschichte der Big Band

Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts etablierte sich der New Orleans Jazz als neue Stilistik des Jazz. Hier hatte jedes Instrument seine eigene Rolle zu spielen.

Die Anfänge des Big Band Jazz gehen auf Fletcher Henderson zurück, der als erster in den 1920er Jahren die kompakten Sätze schrieb, die für die Big Band Musik das typische Merkmal sind. In diesen Sätzen wurden die Blasinstrumente zu Gruppen zusammengefasst. Sie wurden allerdings häufig von Klarinetten statt Saxophonen gespielt, was für heutige Big Bands eher untypisch ist.

Eine ebenfalls bedeutende Big Band war das Duke Ellington Orchester, das ebenfalls zwischen den dreißiger und fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts seine Blütezeit hatte. Duke Ellingtons Orchester eröffnete der Welt mit dem Stück "Caravan" den Latin Jazz.

Aus den ersten Big Bands heraus entstand die Swing-Ära, für die Ellington, aber auch Glen Miller, Benny Goodman, Artie Shaw, Count Basie, Cab Calloway und viele mehr prägend waren.

Später folgten die Big Bands der musikalischen Entwicklung. So entstanden Latin-Jazz Big Bands, Rock Big Bands, Bebop Big Bands, Free Big Bands und decken seitdem das komplette Spektrum der Populären Musik ab.

Big Band und Schule

Zahlreiche Schulen betreiben mitlerweile Big Bands aus den Reihen ihrer Schüler. Im Gegensatz zu klassischen Orchestern und Chören erfreuen sich Big Bands einer oft besseren Resonanz unter den Schülern. Dies ist vor allem der Musik der Big Band zu verdanken, die stilistisch oft näher an den Hörgewohnheiten der Schüler liegt, als die anderer großer Ensembles. Unterstützt wird das durch das große Angebot an Big Band Arrangements bekannter populärer Stücke.

Schwierig ist es allerdings, das Angebot an Instrumentalisten unter den Schülern sinnvoll zu nutzen. Während es meistens reichlich Schlagzeuger, Gitarristen und klassische Pianisten gibt, sind für Big Band Arrangements taugliche Bassisten oft sehr selten, manchmal gar nicht unter den Schülern zu finden. Das Interesse an Big Bands ist allerdings oft hoch und es entsteht die Schwierigkeit, viele interessierte Gitarristen, Schlagzeuger auf die wenigen Plätze in der Band zu verteilen.

Das Doppeln der Rhythmusgruppenstimmen ist oft nicht praktikabel, da die Big Band Arrangements den Instrumentalisten der Rhythmusgruppe Freiheiten lassen, die sie nur nutzen können, wenn sie nicht mit einem zweiten Gitarristen, Pianisten oder Schlagzeuger exakt synchron spielen müssen.

Auch Baritonsaxophonisten und Posaunisten finden sich selten. Das Angebot an Trompeten und Alt- oder Tenor-Saxophonen ist allerdings meistens ausreichend. Bei den Satzinstrumenten ist es allerdings weniger kompliziert die Instrumente mehrfach zu besetzen, da die Satzstellen ausnotiert sind und Soli normalerweise nur von einzelnen Personen übernommen werden.

Förderung der Musiker

Wichtig und für die Musiker in den Schulbigbands ist zum einen das "Bundes-Jazz-Orchester" BuJazzO, das jungen Musikern die Möglichkeit bietet, sich in der professionellen Big Band Szene zu etablieren, und der Wettbewerb "Jugend jazzt", bei dem sich junge Ensembles ebenfalls einen Namen machen können.

Literatur

  • Berendt, Joachim-Ernst: Das Jazzbuch (7. Auflage). S. Fischer Verlag, 2007
  • Petersen, Udo: Jazz und Improvisation als Ausdrucksform. Übungen und Versuche mit einer Schülerbigband. In: Heß/Terhag (Hg.): Musikunterricht heute Band 7. S. 147-154.; Oldershausen 2008
  • Griese, Christof: Musikalische Gesellschaftsspiele in der experimentellen Ensemblearbeit. In: Terhag (Hg.): Populäre Musik und Pädagogik Bd. 1, S. 130-132.; Oldershausen 1994
  • Griese, Christof: Jazzimprovisation für Kinder - Oder wie der Horizont diatonisch erweitert werden kann.In: Terhag (Hg.): Populäre Musik und Pädagogik Bd. 1, S. 100-106; Oldershausen 1994
  • Kraemer, Rudolf-Dieter Rüdiger, Wolfgang: Ensemblespiel und Klassenmusizieren in Schule und Musikschule. Ein Handbuch für die Praxis. Augsburg: Wißner, 2001