Tontechnik für Grease

Veranstaltungs-Technik für die Bühne: Beleuchtung, Beschallung, Recording, …
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Markus Galla
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Tontechnik für Grease

Beitrag von Markus Galla »

Hallo,

da ich schon seit längerer Zeit keine Artikel mehr veröffentlicht habe, nun einmal ein etwas längerer Artikel zu einer Schulaufführung des Musicals "Grease", die ich in den letzten 10 Tagen technisch betreut habe.

Die Örtlichkeiten

Das Musical wurde im "Pädagogischen Zentrum" eines Gymnasiums aufgeführt. Das PZ bietet etwa 650 Sitzplätze. Die Decke ist mit Akustikplatten besetzt, unter die eine Stahlrohrkonstruktion mit Lüftungsrohren gesetzt ist. Gegenüber der Bühne befindet sich eine große Betonwand. Die Zuschauer sitzen wie in einem Auditorium in der Höhe gestaffelt mittig und seitlich, leicht schräg zur Bühne.

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Die Bühne ist recht groß und besitzt einen großen Backstage-Bereich. Das PZ verfügt über eine fest installierte Lichtanlage mit DMX-Steuerpult und ein geflogenes BELL-FOH System mit jeweils drei Fullrange-Systemen pro Seite sowie zwei kleineren Satelliten für die Beschallung der Seitenränge. Betrieben wird das installierte FOH-System mit Endstufen der Firma BELL.

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Die Besetzung

Für das Musical kam eine vierköpfige Band (Drums, E-Git., Bass, Piano) sowie ein Orchester (Violinen, Querflöten, Blockflöten, Saxophone, Keyboards) zum Einsatz, die einen ca. 30-köpfigen gemischten Chor und die singenden und tanzenden Darsteller auf der Bühne begleiteten.

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Die Technik

Im Vorfeld der Veranstaltung habe ich eine Ortsbesichtigung durchgeführt und Informationen zu Besetzung und Darstellern erhalten. Gewünscht wurde, dass die Veranstaltung mit möglichst vielen Headsets bestritten wird, damit die Darsteller sich frei auf der Bühne bewegen können und Tanz und Gesang gleichzeitig möglich sind. Insgesamt waren deshalb elf Sennheiser Funkstrecken im Einsatz.

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Die Abbildung oben zeigt die Sennheiser Empfänger sowie den Antennensplitter. Als Antennen wurden zwei Sennheiser "Paddel" installiert, die rechts und links vom FOH-Pult aufgestellt waren:

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Da bereits die Besichtigung zeigte, dass das installierte, geflogene FOH-System falsch ausgerichtet und eine Korrektur ohne Rigger nur schwer möglich ist, habe ich beschlossen, für den Nahbereich ein zusätzliches System einzusetzen. Zum Einsatz kamen zwei aktive Meyersound Hi/Mid-Systeme:

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Die Vorbesprechung zeigte, dass das schuleigene Allen & Heath GL-Pult mit seinen 24 Kanälen nicht ausreichen würde. Zudem entschloss ich mich, möglichst viele Instrumente einzeln zu mikrofonieren, da ein akustisches Schlagzeug im Einsatz war und der gesamte Pegel der übrigen Instrumente und Sänger an den Pegel des Schlagzeugs angepasst werden muss. Aus diesem Grund kam eine YAMAHA PM3500 52-Kanal Touring Console zum Einsatz, deren 52 Kanäle vollzählig belegt waren:

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Blick vom FOH-Platz auf die Bühne:

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Das Pult verfügt über acht AUX-Wege, VCA Gruppen, eine Matrix für zusätzliche Ausspielungen für Rundfunk oder Fernsehen, Mute-Gruppen inkl. Automation usw. Fünf AUX-Wege wurden für das Monitoring benutzt (Monitormix vom FOH-Pult aus!) und drei AUX-Wege für Effekte. Für die Entzerrung der Monitorwege, der FOH-PA, für Effekte (Gesang/Instrumente) und Eingrenzung der Dynamik der Headsets kam Outboard Equipment von dbx, tc electronic, Yamaha, Altair etc. zum Einsatz:

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Die Altair Terzband EQs mit Feedback Finder-System zur Entzerrung der GAE-Wedges auf der Bühne:

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Band, Orchester und Chor standen rechts auf bzw. vor der Bühne. Das Schlagzeug musste aus Platzgründen in einer Nische positioniert werden und wurde mit einer Plexiglasscheibe zur Dämpfung der hohen Frequenzen der Becken vom Rest der Bühne getrennt:

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Mikrofoniert wurde es mit Clip-Mics aus der Sennheiser Evolution Serie. Auf Overheads für Becken und die Hi Hat Mikrofonierung konnte aufgrund der ohnehin hohen Lautstärke verzichtet werden:

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Auf eigenen Wunsch hin verzichtete der Drummer auf einen Bühnenmonitor und benutzte stattdessen einen Kopfhörer, der über ein Soundcraft-Pult betrieben wurde. Da der Schlagzeuger in der Nische vom Rest der Veranstaltung nur wenig mitbekam, konnte er diese über einen kleinen Monitor verfolgen, der von einer Videokamera am FOH-Pult gespeist wurde.

Das restliche Bühnen Monitoring bestand ausschließlich aus GAE Wedges für Gitarre/Bass, Orchester, Keyboards, Chor, Dirigenten, Darsteller/Tänzer, die von QSC Endstufen angetrieben wurden:

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Die große Breite der Bühne erforderte für die Darsteller zwei Wedges, die aber in Reihe geschaltet waren und somit nur einen AUX-Weg am Pult belegten.

Für das Orchester kamen dynamische Mics (SM57, MD441) sowie Kondensator Mics für die Violinen zum Einsatz. Fast jedes Instrument wurde mikrofoniert:

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Besonders schwierig gestaltete sich die Mikrofonierung der Violinen, da diese wichtige Signalanteile über die Decke abstrahlen und deshalb von oben mikrofoniert werden müssen. Der wenige zur Verfügung stehende Platz gestattete keine Positionierung des Mikrofonständers vor den Violinisten. Die minimale Höhe der Mikros wird zudem durch das Bogenspiel definiert, um den Musikern den notwendigen Bewegungsspielraum zu lassen.

E-Piano und Keyboards wurden mit DI-Boxen direkt auf die Stagebox geführt. Sub-Verteilungen sorgten für eine aufgeräumte und saubere Verkabelung. Ursprünglich war der Einsatz eines Flügels geplant, von dem ich jedoch aufgrund des hohen Platzbedarfs abgeraten habe:

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Der Chor wurde mit sechs AKG Condensern und einem SM58 Handmikro abgenommen. Alle Mikros verfügten über Nierencharakteristik und waren im Nahbereich aufgestellt. Das SM58 diente einerseits einer Backup-Sängerin für eine der "Engel"-Darstellerinnen zur Verstärkung, andererseits kam es für einen männlichen Sänger als Stütze zum Einsatz, da die Männer den Frauen zahlenmäßig stark unterlegen waren. So konnte für die Solo-Passagen der Männer für eine ausreichende Sprachverständlichkeit gesorgt werden. Ohnehin war durch die sehr nahe Mikrofonierung die Sprachverständlichkeit sehr hoch und der Chor sehr laut, ohne dass es zu Rückkopplungen kam. Gerade bei Musicals muss auf eine gute Sprachverständlichkeit geachtet werden, da die Songtexte einen Großteil der Handlung erzählen!

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Am Bühnenrand stand zudem ein SM58 als Spare Mic, um im Falle des Ausfalls einer Funkstrecke schnell die Übertragung aufrecht erhalten zu können. Dies wurde bei zwei von drei Veranstaltungen dann auch tatsächlich benötigt. Außerdem diente es beim Autorennen dem Moderator Vince Fontaine als Sprechermikro.

Die elf Sennheiser Funkstrecken teilten sich auf in fünf Handsender und sechs Headsets (fünf Sennheiser Headsets, ein Countryman Miniatur Headset).

Für zwei Tanzszenen (Cheerleader Training/Prom Night) sowie das Autorennen wurden Musik und Geräusche von CD zugespielt. Außerdem lag der Ton für das Eröffnungsvideo am Pult an. Ansonsten wurde jegliche Musik live dargeboten.

Sicherlich war dies eine extrem aufwändige Schulveranstaltung, die jedoch dafür auch in jeglicher Hinsicht gelungen war.

Ich hoffe, euch mit diesem Bericht einen kleinen Einblick in die technischen Möglichkeiten gegeben zu haben, mit denen man eine so große und aufwändige Schul-Produktion unterstützen kann.
Die komplette Technik habe ich bei der Firma Soundart in Dortmund geordert, die diese kompetent und zu schulfreundlichen Preisen bereit gestellt hat. Für die Veranstaltungen standen mir zwei Schüler als Assistenten zur Seite, von denen sich einer um die Arbeit hinter der Bühne gekümmert (Ausgabe der Headsets und Handfunken, Austausch der Batterien etc.) und einer mir am Pult assistiert hat. Die komplette Lichttechnik (Pult und zwei Verfolger) wurde ausschließlich von Schülern installiert und bedient!

Alles in allem eine sehr gelungene und erfolgreiche Produktion, die zeigt, was Schulen mit Schülern alles auf die Beine stellen können. Ich wünsche euch bei euren Produktionen ebenso viel Erfolg und Spaß!

Viele Grüße,

Markus Galla
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